Um die Klimaziele zu erreichen, ist eine grundlegende Änderung der Verkehrspolitik notwendig, in der die Förderung des Radverkehrs eine zentrale Rolle spielen muss. Dafür setzen wir uns ein. Die Beschleunigung des Klimawandels und die Erkenntnisse der letzten Jahre machen es notwendig, endlich mit der Verkehrswende zu beginnen. Dabei spielen die Forderungen des Kasseler Radentscheids eine entscheidende Rolle. Entgegen der Zusagen des Magistrats werden diese Forderungen, die von mehr als 21.000 Kasseler Bürgerinnen und Bürgern unterstützt werden, nicht umgesetzt. Dies gilt sogar für kurzfristig umzusetzende Maßnahmen wie Kampagnenarbeit oder Verkehrsversuche. Vor allem ist die vom Magistrat vorgelegte Liste von Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs unzureichend. Sie ist nicht eingebettet in ein Konzept mit einer Priorität für den Radverkehr. Wichtige Projekte werden vertagt, insbesondere solche, die zu einer Einschränkung des Autoverkehrs führen.
Folgende konkrete Maßnahmen zur Herbeiführen einer Verkehrswende in Kassel müssen umgesetzt werden:
- Eine Raddirektverbindung zwischen Bahnhof Wilhelmshöhe und der Universität am Holländischen Platz muss zeitnah fertiggestellt werden. Hierbei sollen sowohl die Goethestraße als auch die Wilhelmshöher Allee, Königstor und Neue Fahrt mit berücksichtigt werden und eine Umgestaltung des Holländischen Platzes erfolgen.
- Der Innenstadtring ist fahrradfreundlich zu entwickeln durch eine durchgängige Tempo-30-Führung oder die Einrichtung baulich geschützter Radwege auf allen Straßen des Rings (Fünffensterstr., Stände- bzw. Scheidemannplatz, Kurt-Schumacher Str., Steinweg).
- Es werden durchgehende Verbindungen von allen Stadtteilen in die Innenstadt (insbesondere Harleshausen, Nordstadt, Wolfsanger, Bettenhausen, Waldau, Südstadt, Ober- und Niederzwehren, Brasselsberg, Nordshausen, Wehlheiden und Wilhelmshöhe) und die Anbindung der Nachbargemeinden (Baunatal, Fuldabrück, Lohfelden, Söhrewald, Niestetal, Fuldatal, Vellmar, evtl. auch Ahnatal) durch Radschnellwege geschaffen. Die Raddirektrouten werden dabei als zentrale Achsen für Radfahrende aus den Stadtteilen sowie aus den umliegenden Kommunen so bald wie möglich eingerichtet und in ihrer Ausgestaltung deutlich stärker auf die Sicherheit und die Belange der Radfahrenden ausgerichtet. Bereits bestehende Fahrradstreifen sollen auf Regelmaß verbreitert und Sicherheitsstreifen zu parkenden Autos angelegt werden – auch dann, wenn dazu der fließende und ruhende Kfz-Verkehr eingeschränkt werden muss.
- Die Lücken der Radfahrwege an den Hauptverkehrsstraßen Weserstraße, Kohlenstraße, Ihringshäuser Straße, Holländische Straße, Wolfhager Straße usw. werden geschlossen. Bei mindestens drei dieser Straßen werden die Lücken als Markierungslösungen innerhalb eines Jahres geschlossen.
- Es wird eine ausreichenden Zahl von sicheren und möglichst überdachten Fahrradabstellanlagen, die regelmäßig kontrolliert und von Schrotträdern befreit werden müssen, geschaffen. Hierzu sind jährlich mindestens 500 Autoparkplätze umzuwidmen. Zeitnah erfolgt der Bau von Fahrradparkhäusern in unmittelbarer Nähe der Bahnhöfe Wilhelmshöhe und Hauptbahnhof. An den wichtigen Haltestellen des Busverkehrs und an den Straßenbahnhaltestellen müssen ausreichend (jeweils mind. 10) überdachte Fahrradparkplätze errichtet werden, um die Vernetzung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes zu erleichtern.
- Im Umkreis von mindestens 200m um alle Schulen sind Tempo 30 Zonen oder Fahrradzonen und Halteverbote einzurichten, um den Schülern einen sicheren Fußweg zur Schule zu ermöglichen und sie zum Umsteigen auf das Fahrrad zu motivieren.
- Es wird zeitnah eine Kampagne zur Förderung des Radverkehrs und der Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr gestartet. Alle großen Kasseler Arbeitgeber sollen ermutigt werden, neben Jobtickets auch eine ausreichende Anzahl von Fahrradabstellanlagen einzurichten und die Anschaffung von Fahrrädern oder E-Bikes z.B. per Dienstradleasing zu fördern.
- Die Ampelschaltungen müssen den Radfahrern und den Fußgängern mehr Priorität einräumen und die Wartezeiten verringern, um die Attraktivität des Radfahrens zu verbessern. Dazu müssen Ampelschaltungen so gestaltet werden, dass eine Anforderung von Rad- oder Fußverkehr nicht notwendig ist. An geeigneten Knotenpunkten soll der Grüne Pfeil für Radfahrer eingerichtet werden.
- Bei der Einrichtung von Baustellen ist der Sicherheit und Barrierefreiheit von Rad- und Fußverkehr höchste Priorität einzuräumen. Dabei sind Mindestmaße einzuhalten, Bedarfe des fließenden und ruhenden Kfz-Verkehrs in diesen Fällen kritisch zu beurteilen und Gefährdungen und Behinderungen von Fuß- und Radverkehr unbedingt auszuschließen.
- Es werden zumindest zweimal jährlich Verkehrsversuche zur Neuaufteilung des Straßenraums von Hauptverkehrsstraßen durchgeführt. Der diesbezügliche Beschluss der Stadtverordneten muss endlich umgesetzt werden.